Vergleich ZXR H mit ZX9R

Vor- und Nachteile, Erfahrungen, Links zu typenbezogenen Webseiten, etc.

Hier könnte Ihr außerdem Eure Fragen zum Gebrauchtkauf stellen (Worauf muß ich bei diesem Modell besonders achten, etc.).

NUR PASSENDE BEITRÄGE! WAS NICHT ZUM THEMA PASST WIRD GELÖSCHT!
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H1Muss

Vergleich ZXR H mit ZX9R

Beitrag von H1Muss »

So nach 6 Jahren H1 fahren hat es mich gepackt und ich habe mir Anfang des Jahres eine der letzten 9er, also das EF Modell von 2003, mit leichtem Sturzschaden zugelegt.
Eigentlich habe ich sie als Ersatz für die H gekauft, aber eins vorab: So leicht ist die Sache nicht.

Aber von Anfang an:
Die 9er gefiel mir schon lange, die Reparaturen schienen überschaubar und der Preis war toll, da griff ich zu, zumal der Motor erst 15tkm drauf hatte.
Nach dem kauf, kam wegen des Unfallschadenserstmal das Richten.
Während ich der hübsch breiten 9er zuleibe rückte, um Verkleidung, Gabel, Vorderrad und allerlei andere Dinge die beim Sturz beschädigt wurden zu tauschen hatte ich genügend Zeit die beiden zu Vergleichen und siehe da es gibt schon einige Gemeinsamkeiten:

Aufbau:
Telegabel, Überzug an der Schwinge (ich fahre die H1 Schwinge), geschraubter Heckrahmen, klassischer Aufbau, soweit alles gleich und was vllt. verwundert:
Wenn die Verkleidung und der Tank ab sind wirkt die 9er sogar kleiner als die H. Mit Kleid wirkt sie hingegen riesig, aber es ist schön zu wissen, dass es nur Fasade ist.
Die Verkleidung ist bei der 9er auch noch als solche zu bezeichnen und baut ähnlich klassisch wie bei der alten H und eigentlich ist der ganze Aufbau eher herkömmlich und hat wenig mit eckig geschnittenen Neuzeittausendern in 250er-Größe zu tun. Sie ist mächtig und präsent.

Bei den weniger sichtbaren Dingen unterscheiden sie sich schon mehr.
Die Schläuche zum Beispiel fehlen der 9er, doch dafür hat sie ein funktionierendes Ram Air System. Der Aufbau ist einfach: 2 Rohre zur Airbox ein Schlauch zum Vergaser für den Druckausgleich, dass auch die Spritmenge zum veränderten Druck passt, ich denke das kennen die meisten. Einen Ölkühler sucht man an der 9er auch vergebens, dafür gibt es einen Wärmetauscher in der Größe einer Thunfischkonserve über die das Öl durch das Kühlwasser gekühlt wird. Vorn und hinten ist die 9er voll einstellbar, das ist nett. Ein ganz besonders tolles Gimmick sind die Schmiernippel, die an Schwingenachse und Umlenkknochen angebracht sind, das spart einem das ausbauen und mal im ernst, abschmieren macht spass und gibt einem ein gutes Gefühl der Möhre was gutes getan zu haben. Jeder der schon mal eine Schwingenachse mit dem Gummihammer ausgetrieben hat, wird diese, im Prinzip sehr altmodische Neuerung, lieben.
Die Vergaser sind mit einem Drosselklappensensor ausgestattet der den Fahrerwunsch an die CDI weitergibt und den Zündzeitpunkt entsprechend anpasst. Wenn man den Sensor vergisst anzuklemmen, dann ist nicht viel mit Frühzündung und man hat eine recht zugeknüpfte Krücke. Große Elektromagnete zieren die Deckel der 4 Schwimmerkammern, die im Schiebebetrieb die Benzinzufuhr stoppen, um Fehlzündungen zu vermeiden und den U-KAT, im Zwischenrohr, nicht zu gefährden. Solche Sachen besitzt die H freilich nicht, aber bis jetzt habe ich das auch nicht wirklich vermisst, der Umwelt hingegen wird es gut tun, dem Verbrauch auch. Bei der neuen gibt es noch einen Kühlwasserfilter einen Abnehmer am Ritzel der die Tachowelle ersetzt und beim umritzeln natürlich Probleme macht. Einen Limariemen gibt es nicht mehr, danke Kawasaki. Einen Rahmenunterzug auch nicht mehr, nochmals Danke. Luft- Schläuche in der Kanzel hingegen würde ich wieder nehmen, aber gut man kann nicht alles haben.

Startverhalten:
Meine H springt immer zuverlässig an der Choke ist nur mit Übung zu dosieren, diaran hat sich bis zur 9er wohl nicht geändert. Blöd ist die Taglichtfunktion die der 9er eingebaut hat. Das Abblendlicht ist an, sobald der Starter betätigt wurde. Bei einer gerade mal 8Ah Batterie sollte man da besser keine größeren Startschwierigkeiten bekommen. Die H läuft beim starten, oder besser gesagt: generell, rauher.

Fahrverhalten:
Da ich auf der H den Sportec M1 und auf der 9er den M3 fahre, halte ich die Eindrücke für vergleichbar. Das einlegen des 1. Ganges quittiert die H gewohnt mit einem satten Glock und einem leichten Zucker, die 9er macht nichts, das ist so ungewohnt, fast schon gespenstisch. Die Kupplung der 9er scheint mir etwas Schwergängiger und der Hebel ist nicht verstellbar, also ein klarer Pluspunkt für die 15 Jahre ältere H, da wich der Fortschritt wohl eher dem Rotstift. Beim Anfahren schenken sich die beiden nicht soooooo viel, wie auch schließlich sind 900ccm gerade mal ein Fünftel mehr als 750ccm und genauso fühlt es sich an. Ein Fünftel mehr in jedem Bereich. Rein von der Leistung her fühlt sich der Unterschied bei weitem nicht so stark an, wie es die Zeiten zeigen. Von 0-200 ist die 9er mit 8s fast doppelt so schnell wie die H, im normalen Landstrassenbereich bis maximal 130 merkt man nicht viel davon, außer, dass man bei gleicher Fahrweise immer mit ein paar Tausend Touren weniger unterwegs ist. Die 9er zieht absolut gleichmäßig und ist leicht zu beschleunigen, da geht kein Hinterrad weg wegen Drehmomentsprüngen und Leistungseinbrüche gibt es auch nicht.
Bei der 750er ist das auch kein Thema, wobei die schon etwas mehr Drehmomentschwankung zeigt. Im Klartext: die 9er haut dir mit zunehmender Drehzahl kontinuierlich etwas mehr hinten rein, die 750er macht zwischendrin mal kurz „etwas weniger mehr“ um dann so bei 7-8tausend Touren wieder „mehr mehr“ aufzuschippen. Ich hoffe meine wirren Worte bringen zum Ausdruck was ich meine. Jedenfalls ist der Aha- Effekt beim ausdrehen der 750er größer, obwohl sie letztlich nicht so dick einschenkt. Generell fühlt man sich auf der H mehr so als säße man auf einem Rennbike. Hierzu trägt sicher das unkomfortable Sitzbrötchen, das harte unsensible Fahrwerk und der einzigartig fauchende, brabbelnde (oft mit etwas rasseln hinterlegte :o))geile Klang der H bei. Der Auspuff der 9er gibt im Stand eine schwache Vorstellung ab, im Fahrbetrieb übertönt das Ansauggeräusch alles :o) Noch derber als bei der H schnorchelts da vorne rum. Ich habe mal gelesen, dass man bei 9000U/min das Gefühl bekomme die Airbox würde explodieren, jaaaa das kommt hin. Die H macht das nicht ganz so gut, aber eine Ähnlichkeit ist durchaus zu erkennen.
Zum Thema Gewicht:
Schon beim schieben fällt auf: Die 9er ist leichter. Dieser Eindruck setzt sich auch beim fahren fort, speziell bei Wechselkurven merken das auch Laien wie ich, es sind aber keine Welten dazwischen. Beim Kurvenfahren habe ich bei der H stehts das Gewicht nach vorne verlegt um die Fuhre in schnell gefahrenen Kurven zu stabilisieren. Bei der 9er ist das nicht so nötig, bewirkt beim Versuch aber auch nicht so viel wie bei der H. Prinzipiell kann man sagen die 9er liegt von Haus aus stabiler, spricht deutlich besser an und funktioniert einfach besser. Unebenheiten in Kurven sind ihr nahezu wurst, dass kann ich von der H nicht behaupten. Das Federbein ist etwas softer als das original H, aber deutlich härter als das 9er B(welches ich in der H habe). Gedämpft ist es um einiges mehr als die beiden alten. Die Gabeln sind in etwa gleich straff, wobei die 9er wie gesagt besser anspricht, mehr Verstellmöglichkeiten hat und mehr gedämpft ist. Eng gefahrene Kurven machen beide mit besagter Bereifung etwa gleich gut, die 9er vllt. einen Ticken besser. An die 400er kommen sie natürlich konstruktionsbedingt nicht ran. Der Radstand der 9er ist übrigens kürzer, auch wenn man das nicht vermuten würde.
Beim bremsen bin ich kein Spezialist, da sie auf der Straße nicht so heiß wird und ich keine verlässlichen Aussagen über nachlassende Bremswirkungen etc. machen kann. Nur so viel: Aufstellneigung gibt es mit den Sportec-Reifen nicht und beide verzögern gewaltig. Zu dem Gabelflattern der 9er kann ich nichts sagen, da die 9er EF nicht davon betroffen ist und bis jetzt alles klaglos mitmacht.

Fazit:
Die H vermittelt Renn-flair und man spürt, dass ein Bike dieser Klasse damals noch etwas besonderes war. Der Tank war mehrfarbig lackiert und nicht beklebt und extra Rohre in einen Tank zu schweissen nur, um im Prinzip unnötige, aber sehr hübsche Schläuche dran anzubringen, zeugt schon etwas von Stolz seitens des Herstellers. Ich bin mir absolut sicher dass die H in Sachen Fahrspass auch heute noch ein ganz heißes Eisen ist, auch wenn sie langsamer, rauer und etwas schwerer als die aktuellen Möhren ist. Das Gesamtpaket macht einfach spass und schreit förmlich dazu hart rangenommen zu werden. Und wer unbedingt an ihr arbeiten will, der sollte sich das Fahrwerk vornehmen, ich denke da ist am meisten zu holen.
Die Vernunft liegt klar auf Seiten der 9er, alles (außer Kupplung) geht etwas leichter, sie ist schneller und für Reisende etwas bequemer gepolstert. Außerdem sind die Ersatzteile in Auktionshäusern oft günstiger als alte H-Teile und haben kaum Kilometer drauf. In Sachen Image punktet sie insofern, dass sie bei Stammtischgesprächen verpönt ist, da ihr 10 PS zur Konkurrenz fehlen und sie meist gnadenlos unterschätzt wird. Dies ist natürlich nur ein Vorteil, wenn der Fahrer es nicht nötig hat, vom Mainstream- Image einer R1 zu zehren und ihm das Wissen, um die Fähigkeiten und Qualitäten, seines, wirklich toll funktionierenden, Motorrades reichen um sein Glück zu finden.

Seht ihr, gar nicht mal so leicht, sich da zu entscheiden....

cherokee190

Beitrag von cherokee190 »

Klasse, sehr schöner Bericht!

Ich schätze bei dir wird die H, trotz 9'ner, noch weiterhin im Bestand bleiben :wink:

H1Muss

Beitrag von H1Muss »

Wenn ichs finanziell irgendwie gebacken bekomme, dann jaaaaaa, aber momentan ist das alles noch etwas unsicher, vllt. darf auch die 9er wieder gehen, wie gesagt ich weiss noch nicht....

Egliracer

Beitrag von Egliracer »

Danke für diesen Vergleichstest, so etwas sollten die mal in der MO,PS usw. bringen. :D

Aber diesen Kultstatus wie die H1 H2 wird die ZX9r nie bekommen denke ich.

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