alt, aber immer wieder gut

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elch

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Beitrag von elch »

Streetfighter - der Kampf MIT der Straße

... oder ist der Streetfighter gar ganz was anderes? Lassen wir doch einfach einen sprechen:
"Streetfighter ist nicht nur ein Motorrad, nein das ist ein Kult!

Sicher gibt es Motorräder die bessere Fahrwerke haben, die sich leichter fahren lassen, aber ist das der Sinn der Sache?

Du mußt mit einem Bike kämpfen es beherrschen, ihm deinen Willen aufzwingen, es lieben und hassen zugleich, weg von der Normalität kommen. Du mußt es geniessen, mit fürchterlicher Brutalität aus der Kurve beschleunigen zu können, den wegrutschenden Hinterreifen wieder einzufangen, das gen Himmel strebende Vorderrad wieder auf den Boden zu bekommen, und das mit der Segelstange, womit du das Moped spielend leicht in die Kurven drückst, den Sturm geniesen der dir entgegen bläst, dir deine Nackenmuskeln verkrampft.

Du geniesst das Atmen des Motors durch seine Trichter, fühlst direkt wie das Gemisch durch die Flachschieber jagt, sich mit Urgewalten im Brennraum entzündet, die Kolben nach unten presst, der Streetfighter lebt!

Du liebst den Ritt auf der Kanonenkugel, dem gewaltigen Motor, den schlanken Tank , du kennst jede Schraube an deinem Moped, weißt wann du ihr was gutes tust, weißt wann du sie quälst, leidest mit ihr, aber schonst sie nicht.

Dann wenn du den Streetfighter abstellst, schaust du ihn dir an, wie er dampft und knistert wie er müde von der Hatz ist und doch weiß, daß es bald weitergeht. Du verabreichst ihm einen Schluck schwarzes Gold, welches er gierig aufnimmt. Du läßt ihn abkühlen, tankst derweil einen kühlen Gerstensaft, läßt deinen Adrenalinspiegel wieder auf normal sinken, zahlst und begibst dich wieder auf die Jagd, dem Genuß, wieder auf einem Moped zu sitzen, was aus deinen Händen entstanden ist."

auszugsweise von Mathias Peters

... das hört sich doch vernünftig an oder?




oder



Streetfighter - Straßenkämpfer, sind sie So .....

Der Normalo unterscheidet den Typus Motorradfahrer grundsätzlich nach folgenden Gruppen: Racer, Tourer, Endurist, Crosser, neuderdings auch Cruiser und ... fertig? Weit gefehlt, meine Damen und Herren; Sie haben die Streetfighter und die Café Racer vergessen! Straßenkämpfer und Kaffeeraser ?!?! Was is´n das? werden Sie sich fragen. Im folgenden einige aufklärenden Worte zu dieser etwas kränkelnden Spezies von Motorradfahrern, wobei wir uns zuerst dem "Straßenkämpfer" widmen wollen.
"Wabernder Dunst aus verbranntem Kautschuk zieht in Schwaden übers flache Land und verdunkelt die grelle Sonne. Schwarzer Regen aus übelriechenden Gummibatzen fällt nieder. Ätzender Geruch, gereizte Netzhaut, lähmendes Motorengeheul mündet im penetranten Staccato des Drehzahlbegrenzers: Es ist Streetfighterzeit ...." Sie glauben, das ist ein Auschnitt aus einem Drehbuch für einen Action-Film? NEIN, es ist ein Bericht aus einer Motorradzeitschrift über ein Streetfightertreffen .

Meine Oma pflegte zu sagen: "Wenn´s dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis". So oder so ähnlich ist es hier: "Wenn dir nichts gescheites einfällt bau´ste einen Straßenkämpfer oder Kaffeeraser".

Besonders in Deutschland scheint es im Trend zu liegen, ungefragt und ohne zu prüfen, jeden Schwachsinn mitzumachen, den uns andere Länder vormachen. Selbst Begriffe, mögen sie übersetzt noch so lächerlich erscheinen, werden einfach übernommen! So auch hier. Von den "Inselaffen" :-) herübergeschwappt : der "Streetfighterboom".

Man stelle sich vor: Hunderte von japanischen, hochqualifizierten Ingenieuren machen sich einen Kopf, wo die besten Synergien zwischen Motorleistung, Aerodynamik und Fahrbarkeit zu finden sind. Im Windkanal werden Verkleidungen und Verkleidungsteile mit riesigem technischen Aufwand optimiert. Das Ergebnis sind Motorräder, die hinsichtlich Leistung und Fahrverhalten Maßstäbe setzen.

Einige dieser Motorräder gelangen nun nach England. Aufgrund der dort damals vorherrschenden Arbeitslosigkeit, und der daraus resultierenden Langeweile, fiel einigen Tommy´s nicht anderes ein, als an diesen Motorrädern alles abzubauen was sie für unnötig hielten.

Nachdem die so gestrippten Bikes nicht mehr die gewünschte Leistung brachten, (ohne Verkleidungen CW-Werte wie ein Scheunentor usw.) überlegte man sich, wie man das ändern könnte. Also wurden wieder Verkleidungsteile drangebaut - da das Know-How fehlte, wurde aus einer ehemals schönen Verkleidung ein klitzekleines Teil - woher also Leistung nehmen? Turbos, Lachgas, bunte Auspufftöpfe, um nur einigen Unsinn zu nennen, der dann hier Einzug hielt.

Da man sich aber schämte zuzugeben, nix auf die Reihe zu kriegen, nannte man den Müll "Streetfighter" - ein Kult war geboren. Straßenkämpfer - schon das Wort ist der blanke Unsinn. Man lasse sich das mal auf der Zunge zergehen. Straßenkämpfer - egal, wir Deutsche finden´s toll - ist nicht jeder von uns ein Kämpfer?

Also flugs den "Kult" übernommen. Mittlerweile gibt es selbstverständlich auch bei uns Zeitschriften - die machen sich nicht mal große Mühe, sondern da werden einfach die englischen Zeitungen übersetzt, selbst die Anzeigen sind aus England. Clevere Geschäftsleute erkennen die Chance, und legen sogar eine Produktpalette von Motorrädern auf, um an derart verwirrten Menschen schnell noch ein paar Mark zu verdienen. Mittlerweile existiert ein riesiger Zubehörmarkt, auf dem es nichts gibt, was es nicht gibt!

Streetfighter sehen marzialisch aus, haben viel Leistung und ... sonst nichts. Also quasi "zweitausend Volt im Oberarm, aber kein Licht brennt". Die Fahrer tragen meist schwarze Kleidung, schwarze Helme, und mangels Fahrbarkeit beschränkt sich die Leistungsdemonstration auf hirnlose Burn-Outs, bei denen unnötig Reifen verschlissen werden, meist unter dem Gekröhle weiterer "Straßenkämpfer".
"... auf blutroten Holzblanken vollführen die Kandidaten ihren ekstatischen Burnout-Tanz ... Krümmer glühen in der Finsternis, Motoren verabschieden sich zylinderweise oder übergeben ihre Pleuel direkt an die freie Natur ...."


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